Hoyerswerda, den 25. Juni 2020. Mit tausenden Flecken, großen Schnurrhaaren und gespanntem Blick trat der am 4. Mai geborene Leoparden-Nachwuchs diese Woche zum ersten Mal auf die Außenanlage. Es ist nicht nur der erste Nachwuchs der beiden im Zoo Hoyerswerda lebenden China Leoparden, sondern ein ganz besondere noch dazu. Derzeit ist es das einzige China Leoparden-Jungtier in Deutschland.
Bevor BaoBao im Jahr 2018 nach Hoyerswerda kam, hatte Sie bereits dreimal Nachwuchs. Jedes Mal endete es tragisch, die Jungtiere überlebten nicht. Aus diesem Grund wurde vom Zuchtbuchkoordinator für China Leoparden ein Wechsel der Partner und somit der Umzug nach Hoyerswerda vorgeschlagen, um so einen Gendefekt oder Erbkrankheiten auszuschließen. In den vergangenen Wochen blieb der Leoparden-Nachwuchs mit seiner Mutter in einer abgedunkelten Wurfhöhle. Der Kontakt zwischen Tierpfleger und Tier wurde so gering wie möglich gehalten. Um trotzdem einen prüfenden Blick auf das Jungtier werfen zu können, wurde die Wurfhöhle mit einer Kamera versehen. Letzte Woche stand die erste Tierarztvisite an. Mit Bedacht und so stressfrei wie möglich wurde das Kleine auf eventuelle gesundheitliche Einschränkungen gecheckt und mit den wichtigsten Impfschutzen versorgt. „Bis jetzt sieht alles sehr gut aus. Trotzdem wachen wir weiterhin mit Argusaugen über das Jungtier. Blicken aber dennoch optimistisch auf seine weitere Entwicklung“, erläutert Eugène Bruins, Zoologischer Leiter des Zoo Hoyerswerda.
Unter den wachsamen Augen von Mama BaoBao tapste das noch namenlose Jungtier vorsichtig über die Schwelle zum Außengehege. Neugierig und mit weit geöffneten Augen, nahm der Leoparden-Nachwuchs alles unter die Lupe. Der weiche Boden und die großen Baumstämme wurden vorsichtig ertastet. Immer darauf Bedacht wo seine Mama ist, folgte er ihr flink auf seinen noch kleinen Pfoten. Etwas unbeholfen wagt sich das Jungtier an die ersten Kletterversuche. Und nach so viel Abenteuer kam ein Schläfchen gerade recht. Das Geschlecht des Kleinen steht noch nicht genau fest und wird bei der nächsten Tierarztkontrolle ermittelt. In den nächsten 14 Monaten können die Besucher nun BaoBao und ihren Nachwuchs auf der Anlage sehen. China Leoparden sind Einzelgänger und das Weibchen ist allein für die Aufzucht zuständig. Nach Abgabe des Jungtieres wird BaoBao zu ihrem Partner San auf die vor kurzem eröffnete neue Anlage ziehen. Dann müssen sich die beiden wieder ganz von neuem Kennenlernen und dürfen sich anfangs nur durch ein sogenanntes „Schmusegitter“ beschnuppern. Erst wenn das Leoparden-Weibchen Anzeichen von Rolligkeit zeigt, kann mit einer erneuten stückweisen Zusammenführung begonnen werden. Für ein erneutes Zusammentreffen der beiden Leoparden ist die Rolligkeit des Weibchens ein entscheidender Aspekt. Ohne diese wäre die Zusammenführung zu riskant, die Tiere könnten sich verletzen oder gar töten.